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Rund um den Winkelberg

Gipskarst-Gebiet im Südharz

Die Gipslagerstätte am Winkelberg zwischen Rüdigsdorf und Petersdorf wird von Gesteinen des sogenannten Sangerhäuser Anhydrits gebildet, einer Untereinheit der geologischen Abteilung des Zechstein, die – wie für die Gesteinsart Anhydrit generell kennzeichnend – im Oberflächenbereich vergipst ist. Hierbei zeichnet sich der Sangerhäuser Anhydrit durch einen besonders hohen Reinheitsgrad aus, was ihn von den anderen, im Bereich des Südharzer Zechsteingürtels vorkommenden Sulfathorizonten (z.B. Werra-Anhydrit) unterscheidet.

Der Gipsabbau am Winkelberg hat eine lange Tradition, die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Im südlichen Teil des heutigen Bergwerkseigentums wurde von 1936 bis in die 1960er Jahre ein untertägiger Abbau von Alabastergips betrieben, der wegen seines hohen Reinheitsgrades besonders begehrt war („Winkelbergstollen“). Seit Ende der 1970er Jahre wurde unmittelbar nördlich des soeben erwähnten Untertagebaus der heute noch vorhandene Tagebau Rüdigsdorf nach dem Recht der ehemaligen DDR genehmigt und aufgeschlossen. Die Genehmigung der betreffenden Technischen Betriebspläne für den Gips-Tagebau „Rüdigsdorf“, wurde nach dem 3. Oktober 1990 bis zum 31. Dezember 1991 verlängert. Im Anschluss wurde der Hauptbetriebsplan vom 10. Juli 1991 bis zum 30. August 1992 zugelassen und durchgeführt. Es handelt sich somit um einen bereits begonnenen Bergbaustandort.

Die konkrete Prüfung von Vorhabenalternativen erfolgt im Rahmen der weiteren Vorhabensplanung. Unabhängig davon können bereits folgende Aussagen getroffen werden:

Keine Standortalternativen

Auf Grund der bestehenden zwingenden Qualitätsanforderungen für die Herstellung von Spezialgripserzeugnissen ist die CASEA GmbH zur Fortführung und zum Erhalt des Gipswerkes Ellricht darauf angewiesen, nach der Erschöpfung des Vorrates innerhalb des Berkwerkseigentumsfeldes Appenrode/Rüsselsee die als Rohstoff benötigten hochwertigen Naturgipse aus einer anderen verfügbaren Lagerstätte zu gewinnen, die die betreffenden Qualitätsanforderungen erfüllt.

Die Lagerstätte im Berkwerkseigentum Rüdigsdorf/Winkelberg kommt insoweit eine besondere und vorrangige Bedeutung zu. Diese ergibt sich einerseits aus der besonders hohen Qualität und Reinheit des Sangerhäuser Anhydrits, in dem sich die Lagerstätte befindet  und der Tatsache, dass die Rohstoffgewinnung am Standort bereits bi s1992 zugelassen war und aktiv durchgeführt wurde. Zum Anderen stehen keine anderen Lagerstätten zur Verfügung.

So können andere grundsätzlich verfügbare Lagerstätten der CASEA GmbH – auf Grund der dort anderen bzw. wesentlich geringeren Qualitäten bzw. Mengen der Rohstoffe – zur Rohstoffversorgung des Spezialgipswerkes Ellrich nach der Erschöpfung der Lagerstätte im Bergwerkseigentumsfeld Appenrode/Rüsselsee nicht bzw. nur eingeschränkt und allfalls partiell und vorübergehend genutzt werden. Sie können die Lagerstätte Rüdigsdorf/Winkelberg aber nicht ersetzen. Dies gilt insbesondere für die Lagerstätte Ellricher Klippen bzw. Ellricher Klippen Süd und Woffleben/Hohe Schleife.

Darüber hinaus sind sonstige Lagerstätten für die notwendige Sicherung der Rohstoffversorgung des Spezialgipswerkes in Ellrich nicht verfügbar und nicht geeignet. Dies gilt insbesondere für die noch vorhandene Lagerstätte am Kohnstein. So handelt es sich bei dieser schon nicht um eine Gips-, sondern um eine Anhydritlagerstätte, also um einen anderen Rohstoff, der die Lagerstätte im Berkwerkseigentumsfeld Appenrode/Rüsselsee nach ihrer Erschöpfung nicht ersetzen kann.

Sonstige Standortalternativen bestehen nicht, da bergbauliche Vorhaben zwangsläufig an die Standorte der natürlich vorkommenden Rohstofflagerstätten gebunden sind.

Keine Rohstoff-Alternative zur Gewinnung von Naturgips

Die besonderen Qualitäten der hochwertigen Naturgipse können auch nicht durch REA-Gips ersetzt werden, da dessen stoffliche Eigenschaften maßgebend von denen der Naturgipse abweichen. REA-Gips ist zwar ein qualitativ hochwertiges Material, unterscheidet sich jedoch in seiner Konsistenz, seinen physikalischen Eigenschaften sowie dem Erscheinungsbild und seiner Beständigkeit deutlich von trockenem stückigem Naturgips. REA-Gips wird daher, soweit möglich, für geeignete Produkte bereits im Spezialgipswerk Ellrich eingesetzt. Jedoch ergeben sich auf Grund der genannten stofflichen Eigenschaften maßgebende technische und stoffliche Einschränkungen in der Einsetzbarkeit zur Herstellung von Spezialgipserzeugnissen, die seine Einsatzmöglichkeiten hier erheblich beschränken bzw. ausschließen. In Konsequenz der energiepolitischen Wende kommt hier noch der folgende Umstand hinzu: Auf Grund des bereits spürbaren Zurückdrängens auch fossiler Energieträger ist der Anfall von REA-Gips aus den Filteranlagen der Kraftwerke tendenziell rückläufig. Dieser Trend wird sich mit dem weiter zunehmenden Anteil regenerativer Energie zukünftig weiter fortsetzen und verstärken. Damit wird die Verfügbarkeit von REA-Gips in einem erheblichen Umfang weiter abnehmen.

Entsprechendes gilt für Gips aus dem Recycling von Abbruchmaterial, das die Gipsindustrie seit mehreren Jahren über den Bundesverband „Konzepte zum Recycling von Gips aus Abbruchmaterial“ vorantreibt. So ist seit 2014 eine Anlage in Deutschland in Betrieb, mit der erste Praxiserfahrungen gesammelt werden konnten. Trotz der konsequenten Einhaltung hoher Qualitätsanforderungen, insbesondere auch einer sortenreinen Vorsortierung an der Anfallstelle, sind gegenwärtig nur Gipsgehalte des Recycling-Gipses von 80 bis maximal 85 % erreichbar. Eine wesentliche Ursache dafür ist, dass die betreffenden Ausgangsprodukte der recycelten Materialien ursprünglich vielfach aus Rohgipsen mit geringeren Reinheitsgraden hergestellt werden. Andererseits ist es trotz der eingesetzten modernsten Aufbereitungstechniken bisher noch nicht vollständig möglich, die Gipsprodukte von den anhaftenden Kartonresten und den bei der Verarbeitung aufgebrachten Mörtel, Farb- und Spachtelmassenresten zu trennen. Deshalb kann der Recycling-Gips nur in Gipsprodukten mit geringeren Qualitätsanforderungen verwendet werden. Dagegen können die bestehenden zwingenden Qualitätsanforderungen für die Herstellung von Spezialgipserzeugnissen auf absehbare Zeit noch nicht erfüllt werden und Recycling-Gipse die besonderen Qualitäten der hochwertigen Naturgipse hier nicht ersetzen. Zudem bestehen berechtigte Zweifel, ob Recycling-Gips, selbst in den geeigneten Anwendungen, die Mengenverluste durch den rückläufigen Anteil des REA-Gips kompensieren kann.

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Thüringer Innovationszentrum für Wertstoffe

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